2024 finden im Zollernalbkreis keine Kleidersammlungen mehr statt
Das Rote Kreuz steht mit den diesjährigen Altkleidersammlungen vor einem Dilemma. Waren die Altkleidersammlungen viele Jahre aus dem DRK-Kalender nicht mehr wegzudenken, muss das Rote Kreuz bald bangen, für die Abnahme und Lagerung der gesammelten Altkleider Geld bezahlen zu müssen.
Viele Jahre sammelte das Rote Kreuz Altkleider. Gute Kleidung konnte vormals in der Kleiderkammer, seit Bestehen des Kleiderladens dorthin gebracht werden und stand vielen Bedürftigen zu Verfügung. Nach vielen Bränden konnten beispielsweise Menschen im Zollernalbkreis selbst am Sonntagmorgen sich im Balinger Kleiderladen vorübergehend einkleiden.
Ein Großteil der gesammelten Altkleider ging zu Verwertungsgesellschaften, die mit den Altkleidern Wiederverwertungen durchführten. Mit dem erzielten Erlös dieser Verwertungsgesellschaften konnte das Rote Kreuz seine satzungsgemäßen Aufgaben bestreiten. So beschafften die Ortsvereine beispielsweise Einsatzmaterial oder finanzierte Lehrgänge für die Mitglieder. Nun aber können die DRK-Ortsvereine im Herbst keine Haus- und Straßensammlungen durchführen, obwohl sie bereits in den jährlichen Vereinskalendern vermerkt sind. „Die einfache Frage lautet nämlich, wer nimmt uns die gesammelten Altkleider ab und was müssen wir gegebenenfalls bezahlen?“, so Dietmar Dieter.
Der Altkleidermarkt stockt gewaltig. Die sonst aufnehmenden Verwertungsgesellschaften hissen die weiße Fahne und blocken seit wenigen Wochen ab. Was tun mit den vielen Altkleidern? Der Kleiderladen hat genügend Ware, die eigenen Lager sind voll. Die Liste der Begründungen für die schlechte Stimmung bei den Texilverwertungsgesellschaften ist lang. Die weltweiten Kriegsgebiete, insbesondere in der Ukraine und im Nahen Osten, sind für den Markt nicht mehr greifbar. Gerade Winterbekleidung, die in den kälteren Regionen vermarktet werden konnten, findet keine Abnehmer mehr. Die unsicheren Wasserwege, gerade im Roten Meer, erhöhen die Sicherheitsmaßnahmen derart, dass diese Bereiche nicht mehr lohnend sind, anzufahren. Kräftig gesunken ist auch die Nachfrage der Automobilindustrie nach Füll- und Dämmstoff.
Im Vergleich zu den Verhältnissen vor rund zehn Jahren haben sich auch andere Faktoren nachteilig verändert. Die erhöhten Transportkosten, Lohnsteigerungen und der nicht weniger werdende Bürokratieaufwand schwächen den Markt. Der Anteil am Textilmüll nimmt stetig zu. Die Möglichkeit, neuwertige T-Shirts um weniger als 5 Euro zu kaufen, schmälert zudem die Attraktivität von gebrauchten Kleidungstücken.
Die Verantwortlichen der Verwertungsgesellschaften sehen kein Licht am Tunnel. Im Gegenteil. Die Verwerter befürchten, dass neue Hallen angemietet werden müssen, was die Gewinne zusätzlich schmälert und auch dazu führen kann, dass ein Minusgeschäft entsteht. Aus diesem Grund kann das Rote Kreuz im Zollernalbkreis die Altkleider nicht entgegennehmen.